Indien will Goldimporte drosseln




Goldimporte

Die Goldimporte Indiens sind ein wesentlicher Faktor für das chronische Außenhandelsdefizit des Landes. Das gelbe Edelmetall ist nach Mineralöl das zweitwichtigste Importgut; im vergangenen Finanzjahr betrugen die indischen Goldeinfuhren 915 Tonnen.
Nachdem Importbeschränkungen nicht den gewünschten Effekt brachten, versucht die indische Regierung nun mit Hilfe eines Maßnahmenpaketes, die Goldeinfuhren zu drosseln. Dabei setzt das Kabinett von Premierminister Narendra Modi hauptsächlich auf zwei Maßnahmen: ein Gold-Monetisierungsprogramm und Gold-Anleihen.


Das Gold-Monetisierungsprogramm zielt auf die Edelmetallbestände von Privathaushalten. Experten schätzen, dass Privatpersonen und Tempelgemeinden in Indien mehr als 20.000 Tonnen Gold horten. Im Rahmen des Programms soll zumindest ein Teil dieses Goldes als Einlage zur Bank gebracht und auf ein Goldsparkonto eingezahlt werden. Die Goldbesitzer erhalten dafür Zinsen auf ihr eingelagertes Gold und können zwischen verschiedenen Laufzeitmodellen wählen.
Das Gold, das bei den Banken eingeliefert wird, soll eingeschmolzen und an indische Schmuckproduzenten verliehen oder verkauft werden. Diese können mit dem im Inland eingeworbenen Gold neuen Schmuck herstellen. Die Schmuckproduzenten sind für einen Großteil der indischen Goldimporte verantwortlich.



Für indische Anleger, die physisches Gold als Investment kaufen wollen, gibt die Zentralbank Indiens Gold-Anleihen aus. Die verzinsten Anleihen haben eine Laufzeit von fünf bis sieben Jahren und sollen in folgenden Stückelungen erhältlich sein: 5 Gramm, 10 Gramm, 50 Gramm und 100 Gramm. Die Gold-Anleihen sind auf jährlich 500 Gramm pro Person beschränkt. Der indischen Regierung zufolge können die Anleihen auch als Sicherheit für Kredite verwendet und an den Börsen gehandelt werden.
Neben dem Papiergold gibt die indische Regierung noch in diesem Jahr erstmals eine eigene Goldmünze heraus. Diese soll rechtzeitig zum Start der Festivalsaison erscheinen, die am 11. November beginnt. Auf der Münze wird das sogenannte „Ashoka Chakra“ (dt. Rad des Gesetzes) zu sehen sein, das auch ein Bestandteil der indischen Flagge ist.



Das Maßnahmenpaket der Regierung zeigt, dass der Belastungsfaktor Gold für das indische Außenhandelsdefizit deutlich verringert werden soll. Dennoch darf Erfolg der Programme zumindest angezweifelt werden. Viele Inder horten physisches Gold, weil sie den Staatsbanken misstrauen. Sie ziehen es vor, sich mit dem Kauf von Gold finanziell abzusichern. Das Edelmetall ist für viele Haushalte Versicherung und Altersvorsorge zugleich.
Außerdem wurden in der Vergangenheit bereits mehrere Pläne zur Gold-Monetisierung mehr oder weniger erfolgreich umgesetzt. 1993 konnte ein solches Programm immerhin 41 Tonnen Gold akquirieren. Allerdings mussten die Besitzer damals nicht angeben, woher das Gold stammte. Das vorerst letzte Programm im Jahr 1999 floppte aus genau diesem Grund: Die Herkunft des Edelmetalls musste nachgewiesen werden. Das aktuelle Programm fordert ebenfalls einen Herkunftsnachweis.


Ein Gastbeitrag von David Hagenbäumer, Redakteur und Projektmanager von Goldpreis.de.


Quellen:
Indien lässt eigene Goldmünze prägen
Indien startet neues Gold-Anleihe-Programm